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Kredit und Inflation - welcher Zusammenhang besteht?

Der größte Teil der deutschen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund kannte Inflation als drückendes Problem nicht und hat sich zuvor wohl auch noch nie Gedanken um den Zusammenhang von Kredit und Inflation machen müssen. In den letzten dreißig Jahren hielten sich die Preissteigerungen in überschaubaren, nicht beunruhigenden Grenzen. Nur mehr die Alten erinnern sich an die Erzählungen Ihrer Eltern und Großeltern über Rucksäcke voller Papiergeld, die sie einst benötigten, um einen Laib Brot zu kaufen. Mit diesen Überlieferungen schwand auch die Angst der Deutschen vor der Inflation, die das erfolgreiche Geschäftsmodell Bundesrepublik Deutschland bis zur Wiedervereinigung maßgeblich mitgeprägt hatte.

Die Einführung des Euro, dem die Mehrheit der Deutschen misstraute, war mit hehren Versicherungen verbunden, dass die langjährig erprobten Grundsätze der deutschen Geldpolitik selbstverständlich weiterhin ihre Gültigkeit behalten würden und die innere Stabilität der Währung weiterhin oberstes Gebot bleiben würde.

Wie lange es dauerte, bis die Europäische Zentralbank alle diese Grundsätze, angeleitet von Herrn Draghi, auf den Müll warf, wissen wir.

Nun staunen wir über eine höhere als die offiziell mit 10 % zugegebene Geldentwertung. Bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse wie beim Kauf von Lebensmitteln und dem Bezug von Energie erleben wir teilweise eine Verdoppelung der Preise. Die fünf Millionen deutschen Rentner, die über weniger als 1.000 Euro im Monat verfügen, sind aus der relativen Armut an den Rand des Elends gedrängt worden, sofern sie nicht in einer Gemeinschaft leben.

Inflation – Was ist das eigentlich?

Das lateinische Verb „inflare“ bedeutet ausweiten, aufblähen. Die Vertreter einer klassischen Theorie der Volkswirtschaftslehre sehen als wichtigste Ursache fortlaufender Preissteigerungen ein Ungleichgewicht zwischen der Menge an verfügbaren Gütern und der Menge des umlaufenden Geldes.

Dieser älteste Ansatz, die Quantitätstheorie, geht davon aus, dass Wert des Geldes abnimmt, wenn

  • die Umlauflaufgeschwindigkeit des Geldes steigt, oder
  • die Geldmenge (oder die Geldschöpfung) zunimmt, oder
  • reale Güterproduktion oder/und das Handelsvolumen sinken.

Die Quantitätstheorie und die Praxis der Europäischen Zentralbank

Die deutsche Öffentlichkeit und die sie gestaltenden Medien dürfen als wirtschaftlich und volkswirtschaftlich desinteressiert betrachtet werden. Über Jahre konnte die Europäische Zentralbank, unkommentiert von den Medien, die Märkte mit Liquidität überschwemmen. Das Programm, das gegenwärtig abgebaut wird, hört auf die Buchstaben „TLTRO“ (Targeted Longer-Term Refinancing Operations), offiziell übersetzt „Gezielte langfristige Refinanzierungsgeschäfte“.
Die Banken leben bekanntermaßen von der Marge, dem Unterschied zwischen den Zinsen, die sie für Einlagen bezahlen und den Zinsen, die sie für Kredite vereinnahmen. Die Null-Zins-Politik der EZB ließ das Geschäftsmodell der Banken, und es gibt kein anderes, notleidend werden und hätte mittelfristig die Mehrzahl ruiniert. Zur Rettung überschwemmte die EZB die Banken mit kostenloser Liquidität unter der Bedingung, dass diese als Kredite ausgereicht würden.

TLTRO darf sicherlich als eine der Hauptursachen für die gegenwärtige missliche Lage verstanden werden und bestätigt die Anhänger der klassischen Quantitätstheorie, so scheint es zumindest.

Die Nationalökonomen der Gegenwart sehen die Ursachen der gegenwärtigen Inflation allerdings nur noch zum Teil im Bereich der Geldmenge. Sie glauben ein, um einen Begriff aus der Medizin zu entlehnen, multifaktorielles Geschehen zu erkennen. Bedeutende Ursachen sind demnach auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die Produktionskosten. Dass steigende Nachfrage zu höheren Preisen führt, ist als Erkenntnis Allgemeingut. Das Problem konnte währende des letzten Jahrzehnts von jedermann bei den Immobilien beobachtet werden. Gleichzeitig muss aber festgehalten werden, dass die niedrigen Zinsen für Baufinanzierungen die Nachfrage erheblich anheizten. Es gab also längst in einem volkswirtschaftlichen Sektor einen massiven Preisauftrieb, der sich aber nicht in der offiziellen Inflationsrate niederschlug.

Bei den Produktionskosten ist die Lage unübersichtlich. Das Modell Bundesrepublik Deutschland funktionierte auf der Grundlage des stillen nationalen Konsenses, dass sich Lohnsteigerungen im Rahmen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bewegen müssten. Es ist fraglich, ob den Leuten, die gegenwärtig bei den Gewerkschaften das Sagen haben, dies noch bewusst ist. Die offen geäußerte Absicht, durch Lohnsteigerungen die Preisentwicklung zu überholen, erlaubt keine erfreulichen Perspektiven.

Die außenwirtschaftlichen Faktoren der Inflation

Natürlich gibt es auch importierte Preissteigerungen. Dazu zählen auch die Angebotsverknappung von Importgütern durch Boykott wie der Verzicht auf russisches Gas. Die Tendenz, solche Faktoren als wichtiger zu bewerten als die hausgemachte Misere, kann bei Politikern jeder Couleur ausgemacht werden. Dem Verzicht auf russisches Gas ging aber die jahrelangen Zerstörung der funktionierenden deutschen Energiewirtschaft durch undurchdachte staatliche Eingriffe voraus.

Inflation und Kredit, was hat das miteinander zu tun?

Es gab und gibt Volkswirtschaften, deren Existenz darauf beruht, dass alle, irgendwie Kredit erlangen können, davon so viel wie möglich in Anspruch nehmen in der Gewissheit, dass die Geldentwertung auch ihre Schulden entwerten würde. Sparen ist sinnlos und damit entfällt für die allermeisten die Möglichkeit, sich eine finanziell geordnete Existenz aufzubauen. Die Kaufkraft geht in Konsumgüter und Wertanlagen werden vor allem volkswirtschaftlich kontraproduktiv durch den Kauf von Gold getätigt.

In Deutschland sind wir (noch?) nicht so weit. Allerdings gibt die zögerliche Haltung der EZB bei der Inflationsbekämpfung gegenwärtig keinen Anlass, an den schnellen Wiedergewinn der finanziellen Stabilität zu glauben. Zunächst ist zu erwarten, dass die Notenbank die Kontrolle über die Konsumentenkredite vollends verliert und früher oder später die Inflation in die Verzinsung hineingerechnet wird: 20 % Kreditzinsen für Verbraucher könnten bald Realität sein.

Darum können Sie mit einem Kredit trotzdem von der Inflation profitieren:

Bei einer höheren Inflationsrate verliert Geld automatisch auch an Wert. Das Gleiche gilt aber auch für Kredite, die ebenfalls entwertet werden. Kreditnehmer können also durchaus von der Inflation profitieren. Voraussetzung dafür ist, dass die Inflationsrate die Kreditkalkulation übersteigt.

Die aktuell steigende Inflation hat zur Folge, dass der Realzins für Ratenkredite ins Negative fällt. Der Realzins setzt sich aus dem mittleren Zinssatz, dem Nominalzins, und der aktuellen Inflationsrate zusammen. Bei einem Nominalzins von 3 Prozent und einer Inflationsrate von 5 Prozent ergäbe sich mit der entsprechenden Formel ein Realzins von minus 2 Prozent. Vereinfacht ausgedrückt müssen Kreditnehmer mit einem Ratenkredit weniger Geld zurückzahlen als sie erhalten haben. Natürlich lässt sich dieses Beispiel nur bei Krediten mit festen Zinsen, die auch über die gesamte Laufzeit festgeschrieben sind, anwenden.

Wer also eine Investition plant, sollte das immer noch moderate Zinsniveau nützen, es kann nicht besser werden. Sprechen Sie uns gerne direkt an:

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